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Prof. Dr. Walter van Laack

 

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NTE-Formen


 

Viele "Außergewöhnliche Bewusstseinserfahrungen" (ABE, s. Glossar) und davon praktisch alle Nahtoderfahrungen (NTE) verändern den Betroffenen in der Regel nachhaltig und oft ein Leben lang. Gerade NTE-ler haben zumeist Erlebnisse, die sie zutiefst berühren und nicht selten auch verstören.

Man kann NTE deshalb in (Ergebnis-) Formen unterteilen, die durch unterschiedliche Reaktionen der Betroffenen (oder besser: Beschenkten) auf solche eigenen "Außergewöhnlichen Bewusstseinserfahrungen" (ABE, siehe Glossar), wozu NTE als besonders hervorstechender und eindrucksvoller Typ gehören, gekennzeichnet sind:

Ein nicht unerheblicher Teil der Betroffenen behält diese Erfahrungen und Erlebnisse lange für sich - manchmal viele Jahre oder Jahrzehnte lang. Der berühmte Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662), der am 23.11.1656 wohl auch eine NTE oder zumindest eine NTE-ähnliche "Außergewöhnliche Bewusstseinserfahrung" hatte, sprach darüber zeit seines Lebens mit keinem. Wohl schrieb er sein "Erleuchtungserlebnis" minutiös auf, nannte es "Mémorial" und nähte es in das Futter seiner Jacke ein, wo es erst nach seinem Tod gefunden wurde.

Viele ignorieren oder verdrängen also ihr tief bewegendes Erlebnis, zumeist jedoch ohne langfristigen Erfolg. Irgendwann später reicht manchmal ein kleiner "Trigger", um das Erlebte regelrecht wieder hochkommen und ausbrechen zu lassen, auch wenn man darüber eigentlich für den Rest des Lebens schweigen wollte. Viele der Betroffenen fürchten, sie könnten von ihrer näheren Umgebung für verrückt gehalten werden, und nicht selten ist dies auch der Fall, zumal die meisten Wissenschaftler in diesem Zusammenhang immer noch von puren Halluzinationen (siehe Glossar) sprechen und schnell alle möglichen Gründe dafür anführen. Natürlich konzedieren sie in der Regel keine echte spirituelle oder transzendente Erfahrung; denn schließlich kann es diese nach dem aktuell postulierten Stand der Wissenschaften gar nicht geben.

 

Da jedoch praktisch alle Betroffenen (siehe auch später) durch ihr Erlebnis die persönliche Angst vor dem späteren Tod verlieren, gibt es auch gegegenteilige Reaktionen:

Im günstigen und aus meiner Sicht wünschenswerten Fall führt eine solche Erfahrung dazu, dass zumindest die Selbstbewussteren aller NTE-ler ihre daraus gewonnene Überzeugung, dass der Tod nicht das Ende ihrer Persönlichkeit sei, dann vor allem solchen Menschen zugänglich machen, die sich selbst in lebensbedrohlichen Situationen befinden, oder aber auch vielen Angehörigen, die den Tod eines geliebten Menschen verkraften müssen. Damit spenden sie ihnen allen nachhaltig Trost und können ihnen sehr wirksam helfen. Dies ist das wohl schönste Ergebnis der NTE für andere.

 

Ein weiteres schönes, weil auch hoffnungsvolles Ergebnis von NTE und anderen NTE-ähnlichen Außergewöhnlichen Bewusstseinserfahrungen ist, wenn sich Betroffene (oder besser "Beschenkte") auf den persönlichen Weg machen, unsere Welt neu und fundiert zu erkunden; denn:

Ein großer Teil unserer Welt lehnt die Möglichkeit der realen Existenz einer "nicht-materiellen Welt im bekannten Sinne" (oder mehrerer Welten) ab, einer Welt also, die sie nicht sinnlich wahrnehmen können (also auch nicht durch herkömmliches Messen oder Beobachten mit Hilfe von "materiellen" Geräten).Dabei wäre es eigentlich eine Art "heilige Pflicht" eines Naturwissenschaftlers, sich gegenüber Phänomenen, die sich ihrer sinnlichen Wahrnehmung entziehen, neutral zu verhalten. Naturwissenschaften beruhen eben ausschließlich auf das Messen, Beobachten, Wiegen u.s.w., also kurzum auf sinnliche Wahrnehmung, wie es bereits Galileo Galilei (1564-1642) formuliert hatte. Und wenn statistisch betrachtet ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Menschen von Erlebnissen spricht, die sie selbst als real betrachten, die sich aber der sinnlichen Wahrnehmung - und damit einer naturwissenschaftlichen Bewertung - entziehen, dann sollte ein seriöser Naturwissenschaftler nicht immer nur versuchen, sie einfach vehement abzuqualifizieren. Leider ist dies auch heute noch die Regel.

Danach wird zum Beispiel unser Geist zu einem bloßen Produkt unseres Gehirns "degradiert" und zwingend an dessen Existenz gebunden, auch wenn es dafür bis heute keinen wirklichen Beweis gibt. Damit jedoch wird ein Überleben des Todes natürlich zur reinen Fiktion und die NTE bestenfalls zu einem "Psychogeschenk der Evolution", um uns zu beruhigen. Schlichtweg alles, was nach Transzendenz oder Metaphysik "riecht", wird kategorisch abgelehnt. Nur weil man es jetzt noch nicht "physikalisch" erklären könne, dürfe man es nicht einer bloß fiktiven Kategorie zuschreiben, deren Realexistenz von vornherein Unsinn sei. Man müsse halt nur lange genug warten, dann wäre alles irgendwann auch "natürlich", d.h. hier "einseitig physikalisch im bekannten Sinne", zu erklären.


Nicht nur Naturwissenschaften legen heute zumeist derartige Sichtweisen nahe, auch manche politische Ideologien sind dafür entscheidend mitverantwortlich. Vor allem aber sind es immer wieder einseitig operierende und ihre starken manipulativen Machtmöglichkeiten ausnutzende moderne Massenmedien, die den Menschen die von ihnen als richtig oder falsch selektierten Sichtweisen, den von ihnen definierten Zeitgeist, näherbringen und dem modernen Menschen kaum mehr die Chance geben, sich selbst ein vielleicht kritischeres und differenzierteres Bild zu machen. Aufgrund der stetig wachsenden, immensen Vielzahl und Vielfalt von wissenschaftlichen Beobachtungen, Messungen und immer neuen Phänomenen in einem für uns ständig wachsenden Makro- und Mikrokosmos ist das nicht im geringsten verwunderlich. Fast jeder ist auf Hilfen angewiesen, die wenigstens versuchen, einen Überblick anzubieten. Nur geschieht dies meist einseitig vorselektiert.

 

Dagegen ist ein ganz anderer, und nicht minder großer Teil der Welt verhaftet in den unterschiedlichsten religiösen und mystischen Überlieferungen und Dogmen, die über Jahrhunderte und Jahrtausende unter mannigfaltigen, sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten zusammengetragen, aufgestellt, akzentuiert, miteinander verbunden und je nach gusto auch polarisiert wurden. Sie alle enthalten zwar im Kern dieselben Überzeugungen, zu denen vor allem auch das "Überleben des Todes" gehört. Und sie alle sind vermutlich im Laufe der Zeit gerade auch mit Hilfe von Erfahrungen und Erlebnissen geprägt oder sogar geschaffen worden, die zu Außergewöhnlichen Bewusstseinserfahrungen zählen, insbesondere auch durch Nahtoderfahrungen.Ein wenig überspitzt formuliert kann man auch sagen: Nur durch den Glauben an irgendeine Fortexistenz nach dem Tod macht eine Religion überhaupt Sinn.

Aber sie alle stellen aus verschiedenen Beweggründen dennoch keine objektiv verwertbaren und damit wirklich zielführenden Bestandsaufnahmen oder gar ein Abbild des "Wahren" dar. Sie alle, und moderne esoterische Geschichten und Vorstellungen hier einmal dazugenommen, unterliegen vor allem dem Problem nicht nachprüfbarer, individuell interpretierter und sehr oft phantasievoll ausufernder Beliebiggkeit. Im Gegensatz dazu präsentieren sich die modernen Naturwissenschaften in ebenfalls unzulässiger Einseitigkeit.

Deshalb haben NTE-ler grundsätzlich die einmalige Chance, ihre Welt neu zu erkunden, um Einseitigkeit und Beliebigkkeit zu verlassen und zu relativieren; denn sie haben erfahren, dass es offensichtlich mehr gibt, als man für wahr und wirklich hält. Wie noch unter "Phasen" näher beschrieben, sind 95% aller NTE-ler davon überzeugt, eine andere Realität erfahren und erlebt zu haben, während 5% sich nicht sicher sind, keiner aber darauf beharrt, seine Erfahrung könne nicht real gewesen sein.

Leider nutzen diesen Weg nur wenige. Ein schönes Ergebnis von NTE - und ABE im Allgemeinen (siehe Glossar) - bleibt dies allemal.

 

Ein wiederum nicht geringer Teil von NTE-Betroffenen verfällt allerdings später selbst einer phantasievollen Interpretationsvielfalt des Erlebten und gelangt damit in den Bereich esoterischer (oder im Lauf der Zeit gar religiöser) Beliebigkeit; denn ein größerer Teil der Betroffenen fühlt sich über das Maß, andere bloß davon zu überzeugen zu wollen, dass ihr Tod nicht auch ihr Ende sei, jedoch über das dann folgende "Danach" wenig wirklich Essentielles zu berichten ist, bemüßigt, ein buntes Allerlei an Vorstellungen zu kreieren, phantasievoll aufzublähen und diese dann sogar streng zu missionieren. Auch in manchen Religionen scheinen diese Vertreter großen Raum eingenommen zu haben und dürften seit je her maßgeblich an zahlreichen Jenseitsvorstellungen beteiligt gewesen sein. Man kann wohl mit gewissem Recht behaupten, dass je detaillierter solche Vorstellungen sind, desto weniger sie vermutlich zutreffen. Und da haben Esoterik, Mythen und Religionen große Gemeinsamkeiten.

Es ist mir nicht erst einmal vorgekommen, dass auf (vornehmlich esoterisch bereicherten) Tagungen, zu denen ich auch eingeladen war, Referenten sich damit vorstellten (oder gar brüsteten), sie seien im Rahmen einer NTE "im Jenseits" von XY (meist einem Engel...) über die unterschiedlichsten "jenseitigen Details" belehrt worden und man habe ihnen dann aufgetragen, diese den Menschen mit Nachdruck zu missionieren. Das ist heute vermutlich kaum anders, als es vor Jahrtausenden auch schon war. Damals fiel es aus leicht verständlichen Gründen oft auf fruchtbarere Böden, als es heute im Zeitalter der "Aufklärung" möglich sein dürfte. Damals begründete man auf diese Weise unter Umständen sogar ganze Religionen. Heute sollte das zwar eher weniger leicht möglich sein; dennoch gibt es hinreichend viele Beispiele für moderne Sekten oder religiöse und esoterische Gruppen, die sich genauso selbst in unserer Zeit auf solche Weise etablieren. Auch dies ist ein Grund, mehr, aber dabei seriös und so fundiert wie möglich über derartige, eben tatsächlich mysteriöse und offene Phänomene aufzuklären und ihnen ohne Scheuklappen nachzugehen, damit jede Beliebigkeit auf der einen Seite, aber auch jede reduktionistische Einseitigkeit auf der anderen Seite zumindest viel kritischer und differenzierter betrachtet, wenn nicht gar ganz vermieden werden können.